Oliver Ulrich freut sich auf die neue Saison. Der Trainer der HSG-Frauen lobt den Einsatz seiner Spielerinnen, die Unterstützung durch die Stadt und will auch im zweiten Landesliga-Jahr bestehen.
Auch die Handballer dürfen seit dem 1. Juli wieder weitgehend unter gewohnten Bedingungen ihrem Sport nachgehen. Die umfangreichen Lockerungen der Corona-Einschränkungen sorgten auch hier für Überraschung – aber natürlich in erster Linie für Freude und Erleichterung. Nach dem abrupten Ende der Saison im März herrschte weitgehend Stillstand, nur mit individuellem Training hielten sich die Akteure fit. Wenngleich in überschaubarem Rahmen. Gerade in der Zeit danach war die Kreativität der Trainer gefragt, um mit eingeschränkten Mitteln die Mannschaft bei Laune zu halten und sportlich weiterzubringen.
Nun snd die Corona-Hürden zu einem guten Teil abgetragen, die Teams bereiten sich intensiv auf die anstehende Saison vor. Davon berichtet, Oliver Ulrich, Trainer der Landesliga-Frauen der HSG Baar.
Herr Ulrich, wie froh sind Sie, endlich wieder klassisches Training anbieten zu können?
Oliver Ulrich: Wir haben uns natürlich darüber gefreut, dass es wieder losgeht. Aber es ist schon eine gehörige Umstellung.
Wie meinen Sie das?
Ulrich: Nun, wir haben nach dem Corona-Aus nicht mehr an festen Terminen trainiert. Die Spielerinnen haben sich alleine fit gehalten, aber eben in einem überschaubaren Ausmaß. Jetzt stehen wieder drei Übungseinheiten pro Woche auf dem Programm. Gerade deshalb habe ich großen Respekt vor meiner Mannschaft, wie sie diesen Wechsel angenommen hat und wie sie sich durchbeißt.
Haben Sie erst wieder am 1. Juli mit dem Training begonnen, als auch wieder Körperkontakt erlaubt wurde?
Ulrich: Nein, wir haben schon weit früher trainiert. Dabei standen Kondition, Kräftigung, Athletik und Koordination im Mittelpunkt. Hier musste man angesichts der Einschränkungen kreativ sein, und so haben wir beispielsweise auch mal eine Fahrradtour unternommen. Das Training war ja auch nur in Kleingruppen erlaubt. Es ist schön, dass wir jetzt wieder mit dem Ball und Körperkontakt in der Halle trainieren können.
Ist also alles wie vor Corona?
Ulrich: Nicht ganz, aber es wird immer besser. Die ersten Einheiten waren schon irgendwie kurios. Zum einen freuten wir uns alle über das Wiedersehen, doch es fehlte eben auch der gesellige Teil, denn nach dem Training ging es für alle gleich nach Hause. Selbst bei den Trinkpausen hielten wir den vorgeschriebenen Abstand.
Waren Sie überrascht über die Lockerungen mit Beginn des Juli?
Ulrich: Dass es so schnell so weit geht, damit habe ich nicht gerechnet, aber als Trainer und Sportler freue ich mich über die Normalität im Handballalltag. Wenn die Ausnahmesituation noch länger gedauert hätte, wäre es schwierig geworden, den Laden zusammenzuhalten.
Das Landesministerium öffnete die Tür, aber wie sah es mit der Unterstützung durch die Behörden vor Ort aus?
Ulrich: Da muss ich der Stadt Trossingen ein großes Lob aussprechen, sie ist uns bei der Hallenbelegung sehr entgegen gekommen. Ich weiß von anderen Städten, wo das nicht der Fall ist. Wir haben hier optimale Voraussetzungen.
Wie sehen die weiteren Planungen aus?
Ulrich: Wir richten alles auf den 19. September aus, da soll die neue Saison beginnen. So hat es der Bezirk am Mittwoch kommuniziert, und so wurde es mir auch in einem Gespräch mit einem Funktionär bestätigt. Allerdings steht dieser Termin noch nicht endgültig fest.
Sind auch Testspiele geplant?
Ulrich: Natürlich, denn Spielen lernt man durch spielen.
Wie sehen Ihre Saisonziele aus?
Ulrich: Wir wollen beweisen, dass wir in die Landesliga gehören. Das haben wir zwar auch schon als Aufsteiger in der vergangenen Runde getan, doch es heißt ja, das erste Jahr sei leichter, erst danach würde sich die eigentliche Qualität zeigen. Wir wollen also nachlegen und gleichzeitig verstärkt Nachwuchsspielerinnen einbauen.
Wie schätzen Sie die Liga ein?
Ulrich: Schwer zu sagen, denn durch die Handballreform gibt es nun ja vier statt drei Landesligen und damit auch eine Neuverteilung der Teams. Wir werden in einer Zehnerstaffel spielen, in der auch Rottweil als Aufsteiger und Hössingen-Meßstetten dabei sind. Gerade auf diese Derbys freue ich mich sehr. Gespannt bin ich auch auf Tübingen und Nagold.
Wie sieht es mit dem Kader aus, alles schon komplett?
Ulrich: Weitgehend. Wir verfügen nicht über einen Luxuskader mit 20 Spielerinnen, aus denen du dann nach der Vorbereitung entspannt auswählen kannst. Wir haben momentan 15 Spielerinnen. Eine Spielerin ist noch länger verletzt, wir hoffen, dass sie in einigen Monaten wieder zurückkehren kann.
Gab es auch Neuzugänge in den vergangenen Wochen?
Ulrich: Ja. Zum einen stieß Celine Bisinger für die rechte Außenbahn von der HSG Albstadt zu uns. Außerdem haben wir Tessa Späth aus der eigenen Jugend in den Landesliga-Kader aufgenommen. Sie ist ein großes Talent und hat in der A-Jugend schon in der Württembergliga gespielt. Und eine weitere Handballerin hat bereits mit uns trainiert, sie schaut nun, wie sie den Sport mit ihrem Studium unter einen Hut bringen kann. Ich hoffe, dass es klappt, denn sie wäre tatsächlich eine Verstärkung für uns.
15 Spielerinnen – reicht das für einen echten Konkurrenzkampf?
Ulrich: Ja, ich denke schon. Spielen werden alle, die Konkurrenzsituation wird sich daher darauf konzentrieren, wie viel Spielzeit eine Akteurin bekommt.
Ist das schon jetzt zu spüren
Ulrich: Die Mädels ziehen alle voll mit, und auch die Stimmung ist richtig gut. So macht die Sache auch mir Spaß, wenngleich die Handhabung nicht immer einfach ist (lacht).
Südwest Presse – Die Neckarquelle
vom 10.07.2020 – von Stefan Kech